Neuigkeiten über den Einrichtungs-Fachberater

Neuer Obmann des Vorarlberger Einrichtungsfachhandels

Chancen, Perspektiven und Herausforderungen der Branche

Harald Künzle, Geschäftsführer und Gesellschafter der Firma Reiter Wohn- und Objekteinrichtung in Rankweil und seit kurzem Obmann des Vorarlberger Einrichtungsfachhandels spricht im Interview mit der Wirtschaft über Chancen, Perspektiven und Herausforderungen der Branche.

Herr Künzle, welche Vorzüge bietet der heimische Einrichtungsfachhandel?

Der Vorarlberger Einrichtungsfachhandel hat sich ganz traditionell entwickelt. Es gibt viele Tischler oder Polsterer, die auch im Handel tätig sind. Der Einrichtungsfachhandel besteht zudem ja nicht nur aus Großflächenanbietern, sondern aus familiengeführten, kompetenten Unternehmen, die in der Beratung und Planung auf die individuellen Wünsche ihrer Kunden eingehen und auch Lösungen anbieten, was entscheidend ist: Viele kommen in ein Geschäft und sind bereits mit kleineren Anliegen überfordert, weil da nicht lösungsorientiert gedacht wird.

Dazu braucht es Fachkräfte. Was tut sich in der Branche ausbildungstechnisch?

Es gibt den Zweig Einrichtungsfachhandel mit einem dreijährigen Lehrbild. Das ist natürlich wichtig für die Zukunft, denn ohne kompetente Ausbildung kann man langfristig auch keine entsprechenden Mitarbeiter lukrieren. Dass wir keine Universität mit Schwerpunkten wie Design, Einrichtung oder Architektur im Land haben, ist ein klarer Nachteil. Deswegen sind Vernetzung und Kooperation mit Architekten, Designern und auch Händlern stärker ausgeprägt. Auch ein Architekt braucht beispielsweise Spezialisten, die im Einrichtungsbereich Konzepte erstellen. Das fängt schon bei der Lichtplanung an. Die ganze Materialisierung ist da ein großes Thema.

Aber auch Individualität und Beratung sind wichtige Stichworte, gerade im Hinblick auf große Flächenmärkte.

Die Großflächen. Ich denke bei Großfläche an Abholmarkt. Wenn man sich bei Ikea umsieht, kann man keine Beratung erwarten. Das ist aber auch nicht ihr Konzept. Und damit haben wir die klare Unterscheidung vom qualifizierten Einrichtungsfachhandel. Beratung zeichnet uns einfach aus. Diese individuelle Kompetenz, die Qualität als unser Steckenpferd, das möchte ich in den Vordergrund stellen.

Welchen Faktor spielt der Schweizer Kaufkraftzufluss für den Einrichtungsfachhandel?

Ganz deutlich hat man das vor zwei-zweieinhalb Jahren bei diesem Frankencrash gespürt. Die Kurve stabilisiert sich jetzt zwar, der Schweizer Kunde ist aber da, und das nicht nur im Lebensmittel- oder Restaurantbereich, sondern ganz stark auch im Einrichtungsfachbereich. Was wir immer wieder bemerken: Es ist nicht nur des Geldes wegen, sondern auch aufgrund der Beratung und der Möglichkeiten: Dies und jenes einfach zu probieren, anzufassen oder Küchen zu sehen, die jetzt im Schweizer Rheintal eben nicht so vorhanden sind. Sogar bis aus dem Raum Zürich kommen viele Kunden und genießen besonders den Komfort, den wir bieten: Ob Abwicklung der Verzollung, Lieferung oder Montage - der Kunde merkt den Standortunterschied gar nicht.

Was sind die künftigen Herausforderungen und Möglichkeiten in der Branche?

Unsere Branche muss sich mit Beratungskompetenz positionieren. Denn gerade auch in Bezug auf den Internethandel muss man sagen, dass bereits vieles im Internet angeboten wird. Dahin gehen auch die Tendenzen der jüngeren Kundschaft. Hier sehen wir Chancen ganz klar in der Vernetzung untereinander, indem die Mitgliedsbetriebe sich beispielsweise abstimmen, vielleicht auch Cluster bilden. Und natürlich auch in der klaren Darstellung nach außen. Das beginnt schon bei Außenwerbung, Print oder Social Media.

Da gibt es Neuerungen.

Stimmt! Der Einrichtungsfachhandel hat nicht nur eine Google-AdWords-Kampagne gestartet, sondern auch den Internetauftritt insgesamt aufgefrischt und mit einem wichtigen Feature ausgestattet: Kunden, die auf Möbelsuche sind, können auf unserer Seite nun über die Standortsuche verschiedenste Anbieter in Vorarlberg finden.

Auch Digitalisierung ist ein wichtiges Schlagwort: Was passiert hier?

Digitalisierung ist für uns natürlich ein großes Thema. Wir kämpfen auch damit, dass die Hersteller selber ins Netz gehen, mit eigenem Warenkorb zu Listenpreisen. Die haben auch ein anderes Lager mit schnellerer Liefermöglichkeit, während bei uns Lieferzeiten von bis zu acht Wochen üblich sind. Ein Internetkunde kann über ein spezielles Lager sein Produkt innerhalb einer Woche bekommen. Das ist eine Herausforderung für uns: Zu sehen, wie man mit dem Hersteller umgeht und auch nachbarschaftlich Lösungsansätze finden kann.                                       

Danke für das Gespräch!

Das Interview führte Simon Groß.

„Der heimische Einrichtungsfachhandel punktet mit seinen kompetenten Mitarbeitern und mit kreativen und individuellen Planungsideen“

Berufsgruppenobmann Harald F. Künzle

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